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Mit Büttenrede und "Highway to Hell": Immer öfter wird die Beerdigung zum Lebensfest

Autor Ulrike Kübelwirth

© Nadine Weske/dpa

Wenn jemand stirbt, ist das in erster Linie eines: traurig. Von dieser Trauer-Stimmung ist hierzulande traditionell auch das Abschiednehmen geprägt. Während in anderen Kulturen am Sarg laute Musik gemacht, gesungen und getanzt wird, ertönen bei uns getragene Weisen und gediegene Reden. In Irland zum Beispiel gehen die Menschen bei der Trauer einen Mittelweg: Sie sind bedächtig, praktizieren das stille Gedenken rund um den Verstorbenen, feiern darüber hinaus aber auch das Leben.

Bunte Bestattungen sind zwar (noch) selten, aber es gibt immer mehr Menschen, die sich einen fröhlichen Abschied wünschen. Einen Abschied, bei dem ihr Leben gefeiert wird – in all seinen Facetten, und so individuell, wie es dem jeweiligen Menschen zu Lebzeiten entsprach – mit Grillgut, Feuerschale und Gitarre für den Naturfreund oder mit Popcorn und einem Lebensfilm für den Cineasten. Ganz so, wie es sich der Verstorbene gewünscht hat. Der Hamburger Sport-Verein bietet in diesem Zusammenhang beispielsweise eine Beerdigung an, die genau auf die Vorstellungen von Fußball-Fans zugeschnitten ist.

Beerdigungen: Zwischen individueller Gestaltung und alten Konventionen

Für den Bundesverband der deutschen Bestatter sind solche Veranstaltungen - Beerdigungen, die das Leben feiern - längst keine Überraschung mehr. Nicht zuletzt deshalb, weil sich 72 Prozent der Menschen schon heute für eine Urnenbestattung entscheiden. Dadurch ergeben sich auch neue Orte, an denen die Trauerfeier stattfinden kann. Und dies ändert auch die Bestattungs-Zeremonien.

Laut Sprecherin Elke Herrnberger sieht der Bundesverband zwei aktuelle Entwicklungen: Zum einen den „pragmatischen Wunsch nach pflegeleichten Grabstätten für die mobile Gesellschaft von heute“. Auf der anderen Seite steht das Bedürfnis nach einer individualisierten und personalisierten Abschiednahme jenseits der üblichen Konventionen, die teilweise schon seit Jahrhunderten gelten. Wenn der Verstorbene eine Frohnatur war, spricht heutzutage auch nichts mehr dagegen, die Trauer mit Humor zu verbinden, solange der Respekt vor dem Toten und seinen Angehörigen gewahrt bleibt.

Trauer im Wandel: Beerdigungen werden immer bunter

So legen beispielsweise immer mehr Menschen schon zu Lebzeiten einen „Fahrplan“ fest. Darin bestimmen sie etwa, dass die Trauergemeinde fröhlich gekleidet sein soll. Sie legen Playlists für die Musik auf ihrer Beerdigung fest oder suchen bestimmte Orte für die Feier aus. Es gebe auch Leute, die bereits Einladungskarten für das Abschiedsfest hinterlassen – oder, die ihren Sarg schon selbst bemalt haben. Bemerkenswert ist beispielsweise auch der Motorradfahrer, der sich auf dem Weg aus der Kapelle „Highway to Hell“ von AC/DC als musikalische Begleitung ausgesucht hat, oder der Karnevalist, der sich statt salbadernder Worte eine „letzte Büttenrede“ wünscht.

„Es ist (fast) alles erlaubt, was gefällt“, sagt Elke Herrnberger. Vieles sei möglich. Nicht umsonst sähen sich Bestatter heute als „Eventmanager der letzten großen Lebensfeier“, sagt sie. Wie die im Einzelnen aussieht, und welche letzten Wünsche tatsächlich erfüllt werden, das liegt an den Hinterbliebenen. Eines steht jedenfalls fest: Die Trauerkultur ist im Wandel. Und das Abschiednehmen wird dank vieler alltäglicher Symbole immer bunter – jenseits des schwarzen Korsetts althergebrachter Traditionen.