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Kein Tabu: Schon zu Lebzeiten über Tod und Sterben sprechen

Autor Ulrike Kübelwirth

© ChayTee / AdobeStock

Obwohl es klar ist, dass wir alle irgendwann sterben werden, ist der Tod eines der letzten Tabuthemen in unserer modernen Gesellschaft. Zu gerne verdrängen die Menschen die Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit. Aus Angst, Hilflosigkeit, Verzweiflung.

Doch früher oder später werden alle mit dem Tod konfrontiert. Diesen zu thematisieren und ihm das Tabu zu entziehen, eint Psychologen, Bestatter und Sterbebegleiter. Sie halten es für wichtig, sich mit dem Thema Sterben zu befassen, das so gerne vom Alltag ausgeklammert wird. Wer sich darüber austauscht, kommt besser mit einem Todesfall in seinem Umfeld zurecht und kann seine Trauer dadurch besser kanalisieren.

Frauen denken mehr über Tod nach als Männer

Einer Online-Umfrage von YouGov aus dem Jahr 2020 zufolge haben 78 Prozent aller über 18-Jährigen schon einmal über die Themen Tod und Sterben nachgedacht – aus unterschiedlichen Gründen. 62 Prozent gaben an, dass sie das Älterwerden dazu bewogen hat. 47 Prozent hatten einen Todesfall im Familien- oder Freundeskreis und 31 Prozent kamen durch eine Krankheit dazu.

Dabei gab es Unterschiede zwischen Mann und Frau. Während sich 44 Prozent des weiblichen Geschlechts grundsätzlich mit dem Thema befassten, taten dies nur 38 Prozent der Männer. Die große Mehrheit der Befragten, wollte sich allerdings nicht selbst aktiv mit den Themen Tod und Sterben auseinandersetzen. Eine gute Möglichkeit der Vorsorge innerhalb der Familie ist die Patientenverfügung, mit der man für den Ernstfall gut vorbereitet ist.

Sterben war früher weniger Tabuthema

Das war hierzulande noch vor wenigen Jahrzehnten, als andere Tabus herrschten, völlig anders: Früher ging man völlig ungefragt in das Haus, in dem jemand gestorben war, spendete Trost, bot den Angehörigen seine Hilfe an.

Eine Aufbahrung im Kreis der Familie war selbstverständlich. Denn Bestatter waren noch nicht rund um die Uhr erreichbar und das Abschiednehmen der Trauernden vom Verstorbenen in den eigenen vier Wänden war guter Brauch.

Der Tod ist ein völlig natürliches Ereignis

Danach wurde der Sarg für alle gut sichtbar durchs Dorf getragen. So platt es auch klingen mag: Der Tod ist der natürlichste Vorgang nach der Geburt. Darüber zu reden bedeutet, ihn zum Teil des Lebens zu machen, mit dem man sich in diesem Moment ganz bewusst auseinandersetzt – mit all seinen Facetten. Allerdings kann die Trauer um einen geliebten Menschen auch trotz solch eines offenen Umgangs mit dem Thema übermächtig werden. Aber gerade dann gibt es für die Hinterbliebenen liebevolle Hilfsangebote.

Vor allem über das „Wie“ sollte man aber schon zu Lebzeiten nachdenken. Wer sich informiert und seine Wünsche offen artikuliert, erhöht die Chance auf einen würdigen, friedlichen und schmerzfreien Abschied. Zudem erleichtert er den Angehörigen die Trauer und das Weiterleben. Das mag zwar ein schmerzvoller Prozess sein. Am Ende hilft dieser aber vor allem auch dabei, bewusster zu leben. Um es mit dem ehemaligen CDU-Politiker Heiner Geißler zu sagen: „Der Tod ist total demokratisch. Von 100 Menschen sterben 100.“