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Änderung der Bestattungskultur: Friedhof braucht weniger Fläche

Autor Ulrike Kübelwirth

 

Foto: Yvonne Tscherwitschke

In der Bestattungskultur ändert sich derzeit vieles: In Deutschland werden mittlerweile mehr als zwei Drittel der Verstorbenen eingeäschert. Noch vor 25 Jahren war das Verhältnis zwischen Erd- und Feuerbestattungen umgekehrt. Das wirkt sich auch auf die Notwendigkeit von Bestattungsflächen aus. Denn: Urnengräber benötigen weitaus weniger Platz als beispielsweise Gräber mit einem Sarg. Zudem finden immer mehr Beisetzungen auch außerhalb klassischer Friedhöfe statt. Vor allem Bestattungswälder, Naturfriedhöfe und Bestattungen auf hoher See sind immer mehr gefragt.

Darüber hinaus werden die Nutzungsrechte an großen Familiengrabstätten immer seltener verlängert. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich damit auf vielen Friedhöfen das Problem der sogenannten Überhangflächen, die nicht mehr für Bestattungen benötigt werden, weiter verschärft. Experten gehen davon aus, dass dies auf nahezu die Hälfte der rund 35.000 Hektar Friedhofsfläche in Deutschland zutrifft.

Enge Bindung der Menschen an Friedhof

Da die Kosten für Pflege und Unterhaltung nicht gebrauchter Flächen auf einem Friedhof nicht den Gebührenzahlern aufgebürdet werden dürfen, suchen Friedhofsträger nach anderen Lösungen. Im Raum stehen in der Regel zwei Handlungsoptionen: Die Überhangflächen zu veräußern oder für andere öffentliche Zwecke bereitzustellen. Das Konfliktpotenzial ist allerdings jeweils hoch, da es hierbei nicht nur um wirtschaftliche Aspekte geht.

Nicht zuletzt spielt der Gesichtspunkt der Pietät eine Rolle. „Um möglichen Konflikten im Vorfeld zu begegnen, sollte immer der Dialog mit den Bürgern gesucht werden“, sagt Christoph Keldenich, Vorsitzender von Aeternitas, der Verbraucherinitiative Bestattungskultur. Viele Menschen hängen an ihren Friedhöfen, weshalb die vollständige Schließung eines ganzen Friedhofs besonders umstritten und nur selten eine erstrebenswerte Lösung ist.

Bürger bringen sich bei zukünftiger Gestaltung des Friedhofs ein

Vorbildlich eingebunden werden die Bürger zum Beispiel in Hamburg beim Projekt „Ohlsdorf 2050“. Auf dem Friedhof Ohlsdorf wird schon heute nur noch ungefähr die Hälfte der knapp 400 Hektar als Grabflächen genutzt. Bis zum Jahr 2050 wird es voraussichtlich nur noch rund ein Viertel sein.

Bei der Frage, wie die Zukunft des Friedhofs gesichert und die Grünflächen zum Teil anders genutzt werden können, steht in Hamburg für die Behörden und die Friedhofsverwaltung die Beteiligung der Bürger an zentraler Stelle. Auch in Köln, wo über die Hälfte der Flächen der insgesamt 55 städtischen Friedhöfe nicht mehr für Bestattungen benötigt werden, werden unter dem Motto „Kulturraum Friedhof 2025“ die Ideen und Wünsche der Bürger zur Nutzung der Friedhofsflächen abgefragt.

So kann man überzählige Friedhofsfläche nutzen

„Grundsätzlich sollte die Frage des Überhangs an Bestattungsflächen möglichst zeitnah angegangen werden und mit einem planvollen Abbau einhergehen“, sagt Keldenich. Unerlässlich sind dabei eine Flächenermittlung und -bewertung sowie eine zukunftsgerichtete Bedarfsplanung. Schon heute kann man zum Beispiel beim Belegen der Grabstätten gezielt auf geeignete freiwerdende Flächen hinwirken, die in Zukunft einmal entwidmet werden könnten. Als Alternativen für die Nutzung der Überhangflächen gelten je nach örtlichen Gegebenheiten unter anderem Kultur und Sport, Grünflächen und Gärten, Landwirtschaft und Gartenbau oder auch die Bebauung.