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Nicht Schluss mit lustig: Humor im Umgang mit dem Tod wirkt befreiend

Autor Ulrike Kübelwirth

© ipopba/AdobeStock

Ist am Ende Schluss mit lustig? Passen Trauer und Tod einerseits und Humor andererseits zusammen? Darf man angesichts des Todes lachen? Schließlich sind die Themen Tod und Trauer die letzten Tabus in unserer Gesellschaft. Spricht man sie an, werden die Menschen schlagartig ernst. Trauerexperten sagen: ja, Trauer und Humor sind keine unvereinbaren Gegensätze. Denn auch am Lebensende tröstet Humor – Sterbende und Hinterbliebene. Und er kann dabei helfen, sich mit dem schwierigen Thema auseinanderzusetzen, das mit Gewissheit alle irgendwann einmal betrifft. Wie heißt es doch in dem Stück „Die Beschwörer“? „Der Tod ist ein Duell mit dem Unvermeidlichen. Und der Mensch verliert dieses Duell immer.“

Wie man mit dem Thema umgeht, ist vor allem eine Frage der Kultur. Während hierzulande Trauerfeiern und Beerdigungen von Ernsthaftigkeit geprägt sind, feiern andere Kulturen – etwa in Afrika – dabei das Leben: mit Gesang, Tanz und Fröhlichkeit. Man ist dankbar für die Zeit, die man gemeinsam auf Erden hatte. Eine Haltung zu Leben und Tod, die uns eher fremd ist. Dabei – und darin sind sich Trauerexperten einig – bietet sie große Chancen, den erlittenen Verlust besser zu verarbeiten. Auch in Irland pflegt man einen ganz eigenen Umgang mit Trauer, der teilweise noch auf alte, keltische Bräuche zurückgeht.

Humor verschafft Trauer-Pausen

Lachen ist wie eine Pause, eine Erholung von der Trauer und der Traurigkeit. Lachen gibt Energie, ist wie ein Lichtblick in einer schwierigen Phase des Lebens. Laut Trauer-Therapeuten schenken Lachen und Humor Sterbenden und deren Angehörigen ein paar Augenblicke der Leichtigkeit, einen Moment, in dem man das Gelähmtsein von der Situation hinter sich lassen kann und die Anspannung sich auflöst. Das helfe dabei, psychisch wieder stabiler zu werden und den Umgang mit der Trauer besser zu bewältigen.

Auf den Tod eines geliebten Menschen reagiere jeder anders – und alle Reaktionen seien richtig. Auch die, dem Humor Raum zu geben. Beispielsweise trauern auch Männer und Frauen unterschiedlich. Weinen und Lachen sind zwei Seiten der Trauer, die zusammengehören. Wir alle kennen die gesellschaftlichen Konventionen, die besagen, dass es pietätlos sei, wenn Trauernde lachen. Wer es dennoch tut, irritiert, macht aber erstaunlich befreiende Erfahrungen mit der Kombination aus Trauer und Humor. Grundsätzlich ist es aber wichtig, sich der Trauer zu stellen, sich mit ihr auseinanderzusetzen, anstatt zu verdrängen.

Auch der Tod hat witzige Seiten

2019 schrieb das Ärzteblatt: „In einer Befragung zu Belastungs- sowie Schutzfaktoren im Umgang mit dem Tod stand an zweiter Stelle der Schutzfaktor Humor. So können Sprachlosigkeit vorgebeugt, eine Hilfestellung beim Perspektivwechsel gegeben und zusätzlich soziale Beziehungen gestärkt werden.“ Diese Erfahrung machte auch Barbara Rolf, Direktorin Bestattungskultur bei der Ahorn Gruppe. Sie hat auf der Website des Instituts die Rubrik „Zum Schmunzeln“ eingerichtet, die amüsante Erfahrungen der Bestatter und Angehörigen sammelt.

Unter anderem ist dort zu lesen: „Der Vater, Opa und Uropa ist zu Hause gestorben und bleibt dort noch bis zum nächsten Tag. Er soll Zeit haben zum Abschiednehmen – und seine Familie auch. Am Abend unterhalten sich die Eltern – denn der Alltag geht ja weiter – über den kommenden Tag: ‘Was wird morgen abgeholt?’ – ‘Papier- und Biomüll, glaube ich.’ Die Enkelin: ‘Papier, Biomüll und der Opa.’“ Fände der Opa das pietätlos? Barbara Rolf glaubt das nicht: „Die Verstorbenen würden ja nicht wollen, dass unser Lachen verstummt. Was für uns gut ist, wird gewiss auch gut für sie sein“, sagt sie.

Humor und Trauer: Die ganze Bandbreite der Emotion

Dafür müssen die Menschen aber wieder näher ran an die Toten. Denn was wichtig und witzig ist, wissen nur die, die den oder die Verstorbenen auch gekannt haben. So wie der Sohn, den Barbara Rolf einst begleitet hat, der die letzte Schraube in den Sarg drehte und dabei sagte: „Guck’ mal, Mama, jetzt hast du doch Recht behalten, dass ich dein Sargnagel geworden bin.“ Und das fühlte sich laut Rolf keinesfalls unangebracht an: „Gleichzeitig liefen ihm die Tränen übers Gesicht. Er hat in dem Moment die ganze Bandbreite an Emotionen ausgeschöpft.“