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Nach dem Tod des Kindes: So finden Eltern zurück ins Leben

Autor Daniel Hagmann

© pressmaster/AdobeStock

Es ist vermutlich das Schlimmste, was Eltern passieren kann: der Tod des eigenen Kindes. Dabei ist es unerheblich, ob die Tochter oder der Sohn nach einer langen Krankheit oder ganz plötzlich, etwa nach einem Unfall, durch eine Gewalttat oder durch Suizid verstirbt. Der Einschnitt ins Leben der Eltern ist gewaltig und die Trauer kaum zu beschreiben. Denn: Anstatt einer gemeinsamen Zukunft steht nun eine Zeit des Abschieds und der Trauerbewältigung bevor. Nach den aktuellsten Zahlen sind im Jahr 2022 in Deutschland insgesamt 1,066 Millionen Menschen gestorben, wie das Statistik-Portal Statista berichtet. Davon waren 4.394 Menschen jünger als 20 Jahre, als sie ums Leben kamen.

Die Gefühlswelt der Eltern ist nach dem Tod des eigenen Kindes dominiert von Trauer, Angst, Wut, Ohnmacht und Verzweiflung. Oft beschäftigt sie auch täglich die Frage nach dem Warum der Katastrophe. "Betroffene fühlen sich wie gelähmt und nehmen ihre Welt über Wochen, Monate oder teilweise sogar Jahre wie durch einen Schleier wahr. Doch das schwere Trauma lässt sich überwinden", erklärt Dr. med. Steffen Häfner, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und ärztlicher Direktor der Klinik am schönen Moos in Bad Saulgau in Baden-Württemberg.

Tod des Kindes: Alltagsstrukturen sind für Eltern wichtig

Um mit dem Tod des Kindes umzugehen, sei es wichtig, die negativen Gefühle nicht zu verdrängen, sondern zu versuchen, diese sowie den Verlust zu verarbeiten. Manche Hinterbliebene machen den Fehler, sich nicht angemessen mit den schmerzlichen Gefühlen auseinanderzusetzen. Dr. Steffen Häfner berichtet: "Alle Emotionen dürfen ihren Raum bekommen und sollten durch Familie und Freunde getragen werden." Gerade Mitgefühl und echte Anteilnahme von den Mitmenschen zu erhalten - diese sozialen Formen der Unterstützung sind in der Zeit unmittelbar nach dem schlimmen Verlust eine wertvolle Hilfe. Wenn man als Freund oder Angehöriger nach dem Tod eines Kindes kondolieren möchte, sollte man dabei aber auch unbedingt den richtigen Ton treffen. 

Darüber hinaus ist es aber auch wichtig, in den Wochen nach dem Verlust Alltagsroutinen und -strukturen aufrechtzuerhalten, um nach dem Tod des eigenen Kindes nicht völlig aus der Bahn geworfen zu werden. Dazu zählen beispielsweise das morgendliche Aufstehen, das Erledigen von Haushaltsätigkeiten, das Beschäftigen mit den Hobbys oder gemeinsame Zeit mit Freunden und Verwandten.

Abschied von verstorbenem Kind wichtig für Trauerbewältigung

Damit man nach dem Tod des Sohnes oder der Tochter wieder zurück ins Leben finden kann, ist ein würdevoller Rahmen des Abschieds wichtig. Ein letztes Verweilen beim Körper des Kindes oder ein letztes Berühren des Gesichts können hierbei hilfreich sein. Dr. Steffen Häfner von der Klinik am schönen Moos berichtet: "In solchen Momenten wird vielen die neue Wirklichkeit bewusst und das dauernde Gefühl der Unwirklichkeit hat die Chance zu verschwinden."

Wenn man darüber hinaus das Grab als letzte Ruhestätte des verstorbenen Kindes liebevoll gestaltet, haben die Eltern einen konkreten Ort der Erinnerung und der Trauer, der auch langfristig bei der Bewältigung der Gefühle helfen kann. Beispielsweise am Geburts- oder am Todestag des nicht mehr lebenden Kindes. Gegenstände, die dem Sohn oder der Tochter zu Lebzeiten etwas bedeutet haben, können das Grab schmücken und positive Gedanken aufrechterhalten.

Verlust des Kindes: Diese sozialen Rituale und Aktivitäten können helfen

Um langfristig mit dem Tod des eigenen Kindes umgehen zu können, empfehlen Trauerexperten unterschiedliche Herangehensweisen. Dr. Häfner legt nahe, sich hierbei nicht selbst einzuschränken: "Solange es einem hilft, ist alles erlaubt." Hier einige Beispiele zur Bewältigung des Verlusts:

  • In Briefen an das verstorbene Kind kann man seine Trauer zu Papier bringen
  • Auch das Führen eines Tagebuchs kann therapeutische Wirkung haben
  • Regelmäßige offene Gespräche mit Freunden oder Angehörigen spenden Rückhalt
  • Ein Platz mit Fotos und persönlichen Gegenständen, etwa im ehemaligen Kinderzimmer, bildet einen konkreten Ort der Trauer
  • Man kann einen Gegenstand stets bei sich tragen, der einen mit dem verstorbenen Kind verbindet. Etwa ein kleines Foto oder ein Lieblingsspielzeug, das sich in der Handtasche transportieren lässt
  • Ein dem verstorbenen Kind gewidmeter Baum im Garten kann die Erinnerung lebendig halten
  • Die Wiederaufnahme der Berufstätigkeit nach der Krankschreibung oder dem Sonderurlaub schaffen Ablenkung und geben einem das Gefühl der Kontrolle wieder zurück

Wenn das Kind gestorben ist: Diese externen Hilfsangebote gibt es

Sofern die Eltern nur wenig Rückhalt im sozialen Umfeld erfahren oder dieser schlicht nicht ausreicht, um über den Verlust des Kindes hinwegzukommen, gibt es weitere Unterstützungsmöglichkeiten, damit man seinen Alltag bewältigen kann und auch trotz des schlimmen Einschnitts im Privatleben wieder Freude empfinden kann:

  • In Trauercafés oder Selbsthilfegruppen kann man sich mit Menschen austauschen, die Ähnliches erlebt haben, und sich Ratschläge einholen
  • Der Bundesverband Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister in Deutschland e.V. bietet zahlreiche Hilfsangebote wie zum Beispiel Kloster-Auszeiten an
  • Ehrenamtliche Trauerbegleiter oder Seelsorger stützen einen auf den Weg zurück ins Leben
  • Im Verein Leben ohne dich e.V. laufen unterschiedliche Formen von Selbsthilfe für Familien mit verstorbenen Kindern zusammen. Hier gibt es auch Kontakte zu Trauerseminaren, Online-Foren sowie Nachsorge- und Therapiekliniken
  • Unter den kostenfreien Telefonnummern 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222 ist die Telefonseelsorge rund um die Uhr erreichbar
  • "Wer nach einem Jahr immer noch dem gleichen Ohnmachtsgefühl wie in der Akutphase ausgeliefert ist, sollte darüber nachdenken, sich psychotherapeutische Hilfe zu holen“, sagt Dr. Häfner abschließend.