Wie sieht der Friedhof der Zukunft aus?
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Ort der Begegnung statt klassische Grabstätte: Friedhöfe entwickeln sich immer mehr weg von ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild. Anstelle von Erdgräbern wünschen sich viele Menschen heute alternative Bestattungsformen. Mehr als drei Viertel der Verstorbenen wurde 2023 eingeäschert, gerade einmal 20 Prozent wurden im Sarg beerdigt. Durch diesen Trend ändert sich auch das Bild des typischen Friedhofs mit der Zeit. Wie könnten Grabstätten in der Zukunft aussehen? Wir stellen fünf Ideen vor.
1. QR-Codes an Grabsteinen
Anbieter wie e-Memoria bieten die Möglichkeit, das Leben des Verstorbenen anhand von QR-Codes lebhaft in Erinnerung zu behalten. Über edel gestaltete QR-Code-Tafeln erhalten die Angehörigen direkten Zugang zu einer persönlich gestalteten Gedenkseite mit Fotos und Videos des geliebten Menschen. Digitale Trends sind längst in der Bestattungsbranche angekommen – ob sie sich durchsetzen werden?
2. Spielplatz auf dem Friedhof
Wenn ein Kind Mutter, Vater, Bruder oder Schwester verliert, ist nichts mehr wie zuvor. Die „Kinderwelten“ auf dem Karlsruher Hauptfriedhof helfen jungen Menschen in so einer Situation, mit dem Schmerz umzugehen. In einem Teil des Spielplatzes – der „heilen Welt“ – können die Kinder alle Spielgeräte benutzen. Im zweiten Teil lassen sich die Schaukeln und Wippen hingegen nicht bewegen. Das ist so gewollt, denn für Trauernde funktioniert die Welt oft nicht mehr wie vorher. Zwischen den Geräten finden sich Botschaften trauernder Kinder. Die Kinder sollen dadurch ermutigt werden, Fragen zu stellen und sich mit ihrer Trauer auseinanderzusetzen.
3. Experimenteller Friedhof
2023 in Süßen im Landkreis Göppingen eröffnet, soll der rund 6.000 Quadratmeter große „Vivorum Campus“ als Experimentierfeld dienen. Aufzeigen, wie Friedhöfe "wieder mehr den Lebenden dienen können“ – das sei das Ziel des Vivorum Campus, sagt Günter Czasny, Sprecher der Initiative „Raum für Trauer“ gegenüber evangelisch.de. Friedhof neu gedacht: Dieses Motto gilt hier an 14 verschiedenen Stationen. Ein barrierefreier „Garten der Sinne“ soll mit verschiedenen Kräutern und Düften auch Menschen mit Behinderung und Demenz ansprechen. In einem anderen Bereich können Trauernde zum Beispiel eine Schiefertafel schreiben oder Botschaften in einen Briefkasten werfen. Und in der Warteabteilung werden Urnen so lange aufbewahrt, bis die Angehörigen wissen, wo sie ihre Liebsten bestatten wollen.
4. Kaffeeplausch mitten auf dem Friedhof
Erst zum Grab eines Angehörigen gehen, danach ins Café Kränzchen zum Kaffeeplausch: Das Konzept des Cafés auf dem Osthofenfriedhof im nordrhein-westfälischen Soest ist ein ganz besonderes. Trauernde kommen hier nach dem Friedhofsbesuch zusammen und treffen immer wieder auf Bekanntschaften, die sie auf dem Friedhof gemacht haben. An jedem ersten und dritten Mittwoch im Monat außerhalb der Bestattungszeiten stehen die Türen nachmittags von 15 bis 17 Uhr für die Besucher offen. Ehrenamtliche bringen Kaffee, Tee, kalte Getränke und leckeres Gebäck. Für viele Trauernde ist das Café ein Treffpunkt geworden, den sie nicht mehr missen wollen und an dem sie gemeinsam mit anderen Angehörigen ins Gespräch kommen.
5. Urban Gardening auf Gräbern
Frisches Gemüse von Opas Grab: Was im ersten Moment skurril klingt, ist auf Friedhöfen in Wien tatsächlich Realität. Wer ein Grab auf einem der 46 städtischen Friedhöfe hat, kann auf drei Friedhöfen auf Gräbern garteln. Bedenken wegen der Hygiene muss man dabei keine haben: Zwischen Sarg und Lebensmitteln liegt mindestens ein Meter Erde. Ursprünglich war das Projekt zur sinnvollen Nutzung wertvoller Grünflächen im städtischen Raum gedacht. Wegen der starken Nachfrage wurde es auf weitere geeignete Friedhofsflächen ausgeweitet.
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